Bergbaugeschichte

Im Jahre 1856 wurde durch den Zusammenschluss von sieben kleineren Bergbauunternehmen die „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“ (GKB) gegründet. Ziel des Unternehmens war es, die damals wertvolle weststeirische Braunkohle über ein weites Verkehrsgebiet zu vertreiben. 

Heute, 150 Jahre danach, ist das weststeirische Braunkohlerevier weitgehend ausgekohlt und intelligent rekultiviert. Die Geschichte des Bergbaus, die hier die Menschen viele Generationen lang geprägt hat, ist aber immer noch lebendig.

Braunkohle in der Weststeiermark

Wer sich mit der Entstehung des weststeirischen Braunkohlenreviers befasst, muss mit großen Zeiträumen rechnen: Vor etwa 100 Millionen Jahren begann die sogenannte „alpidische Gebirgsbildung“; vor etwa 20 Millionen Jahren, in der Miozän-Zeit, ging sie zu Ende. Die Alpen mit ihrem beeindruckenden Decken- und Stockwerkebau hatten sich weiträumig aus dem Meer emporgehoben, im neu entstandenen Festland drang das Wasser nur noch randlich in Buchten und Becken vor, war durch Landschwellen bald vom offenen Meer getrennt und wandelte sich durch einmündende Flüsse allmählich zum Süßwasser.

Ausgedehnte Sümpfe und Moore entstanden, in welchen sich über Hunderttausende von Jahren gewaltige Mengen an pflanzlicher Substanz anhäuften. Aus den Pflanzen in diesen Becken wurde später Kohle. Aus den Sumpfwäldern mit ihren mächtigen Mammutbäumen entstand vorerst Torf. Diesem biochemischen Prozess folgte die eigentliche, chemische „Inkohlung“. Dabei wurde das Torfmoor vorerst durch mineralische Schichten (Sand, Schlamm etc.) überlagert und so von der Luft abgeschlossen.

Zeit, Temperatur und Druck spielten in der Folge die wichtigste Rolle. Der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen, Sauerstoff und Wasserstoff bzw. Wasser nahm allmählich ab, während der Kohlenstoff immer mehr angereichert wurde. Bei der Umwandlung des Torfes zu Braunkohle reduzierte sich die Mächtigkeit der Pflanzensubstanz auf etwa ein Drittel. Wenn man bedenkt, dass in den heutigen Mooren die Torfschicht pro Jahr nur um 1/2 mm wächst und sie bei der Umwandlung noch wesentlich reduziert wurde, dann wird daraus deutlich, dass es 30.000 bis 40.000 Jahre lang dauerte, ehe sich genügend Pflanzensubstanz für ein zehn Meter mächtiges Kohlenflöz angesammelt hatte.

Im weststeirischen Braunkohlenrevier sind mehrere kohlenführende Schichten bekannt, die sich auf Grund der stark wechselnden Verhältnisse bildeten: Die sogenannten „Grundflöze“, die unmittelbar über dem alten Felsuntergrund entstanden, sind die mächtigsten und bedeutendsten. Darüber entstanden weitere kohlenführende Schichten. Den Wert dieses „seltsamen Erdgewächses“ – so beschrieb man einst die Kohle – begann der Mensch im Hinblick auf die lange Entstehungsgeschichte erst vor relativ kurzer Zeit zu schätzen. Erst um das Jahr 1780 wurde mit dem Abbau begonnen und das „braune Gold“ vorerst hauptsächlich zur Alaunerzeugung verwendet.

Das weststeirische Braunkohlenrevier hatte in der gesamtösterreichischen Kohlenproduktion und für die Wirtschaft unseres Landes über lange Zeit eine herausragende Bedeutung. So wurden hier im Jahre 1955 – in der großen Blütezeit des Bergbaus – insgesamt etwa drei Millionen Tonnen gewonnen, das waren fast 50 Prozent der gesamtösterreichischen Produktion von damals – eine beeindruckende Zahl!

Bis zum Jahr 2006 wurde die Braunkohle verstromt, also in elektrische Energie verwandelt.

150 Jahre GKB-Bergbau

Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück in die Pionierzeit des weststeirischen Kohlenbergbaus: Im Jahre 1856 wurde durch den Zusammenschluss von sieben kleineren Bergbauunternehmen die „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“ gegründet, deren Ziel es war, die wertvolle weststeirische Braunkohle über ein weites Verkehrsgebiet zu vertreiben. Daher gehörte zu dieser Gesellschaft, an die noch die Bezeichnung „GKB“ im jetzigen Firmennamen erinnert, lange Zeit eine Eisenbahn.

Über lange Zeit spielte im weststeirischen Revier der Untertageabbau eine wichtige Rolle: Weit unter der Erde wurde mit großem körperlichen und technischen Einsatz nach dem „Braunen Gold“ geschürft. Dennoch wurde diese Gewinnungsmethode mit der Zeit unrentabel: Die letzten Grubenbetriebe des Reviers, Zangtal und Karlschacht, mussten Ende der 1980er Jahre geschlossen werden.

Danach erfolgte die Kohlengewinnung ausschließlich im Tagbauverfahren. Zu diesem Zweck stand ein beeindruckender Maschinenpark im Einsatz, und die Hochtechnologie, die den modernen Bergbau prägte, erinnerte kaum noch an jene geheimnisvolle Untertagewelt, mit der man den Bergbau lange Zeit verband.

Die Erinnerung an die großen Bergbau-Zeiten ist aber heute noch wach. Das „Braune Gold“ hat Generationen geprägt und einer Region über Jahrzehnte einen ganz besonderen Charakter verliehen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sorgten billige Konkurrenzenergieträger aus dem Ausland für besonders schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Diese führten dazu, dass im Jahr 2005 die letzten Kohlelieferungen an Industrie-Kunden gingen und 2006 die letzte weststeirische Braunkohle im Dampfkraftwerk Voitsberg III verstromt wurde.

Die ehemaligen Bergbauflächen wurden rekultiviert und einer neuen Nutzung – unter anderem im Bereich der Freizeitwirtschaft – zugeführt. Die Gewinnung und Verwertung des „Braunen Goldes“ fand 150 Jahre nach Gründung des Unternehmens ihr Ende.